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Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner

+ d'infos sur le texte de Ingrid Lausund
mise en scène Eric Nikodym

: fallen, fettnäpfe & entscheidungen

Fünf Menschen proben eine Benefiz-Veranstaltung. Dabei streiten und versöhnen sie sich, reden aneinander vorbei oder missverstehen sich gründlich, argumentieren, verzweifeln und versuchen dennoch, Gemeinsamkeit herzustellen. Die Fragen, die sie sich stellen, sind auch die unseren: Warum und wofür spenden wir eigentlich? Nehmen wir damit unsere Verantwortung wahr und helfen anderen – oder tun wir uns selbst etwas Gutes, beruhigen nur unser schlechtes Gewissen? Geht eigentlich beides gleichzeitig? Ist diese Frage überhaupt relevant? Wie muss eine Benefiz-Veranstaltung aussehen, die diesen Fragen Rechnung trägt? Ingrid Lausund, eine der wichtigsten Komödienautorinnen ihrer Generation, treibt ihre Figuren in alle Fallen, Fettnäpfe, großen und kleinen Fragen, Eitelkeiten und Sehnsüchte hinein, die sich an das Thema „Benefiz“ anknüpfen, und konfrontiert uns mit unseren eigenen Verlegenheiten, die wir so gerne ignorieren würden.


Seit den 1960er Jahren gibt es die staatliche Entwicklungshilfe, 1985 fand das berühmte „Live Aid“-Benefiz-Konzert in London und Philadelphia statt. Mittlerweile spricht man von „Entwicklungszusammenarbeit“, die Anzahl der Hilfsorganisationen, die Spenden sammeln, wächst seitdem kontinuierlich.
Immer mehr Prominente engagieren sich gegen den Hunger, für mehr Bildung, gegen Beschneidung von Mädchen oder für Patenschaften für Kinder in Entwicklungsländern, sind als UNICEF-Botschafter unterwegs oder gründen ihre eigenen Organisationen.


Und wir spenden. Laut einer Statistik des Deutschen Spendenrats wurden 2012 in Deutschland rund 4,2 Milliarden Euro gespendet; 22,5 Millionen Menschen spenden im Durchschnitt 29,00 Euro im Jahr. 74 % aller Spenden fließen in humanitäre Hilfe, der Rest in Kultur- und Denkmalpflege, Tierschutz und Umweltschutz.


Und dennoch können wir dem Dilemma nicht entkommen, dass unsere 29,00 Euro im Jahr zwar das grundsätzliche Problem nicht lösen werden und ein Tropfen auf den heißen Stein sind – und dieses Geld trotzdem Einzelnen helfen kann. Wir können den Widerspruch nicht auflösen, dass auf Werbeplakaten der Spendenindustrie stereotype Bilder um unser Mitleid heischen, die die Menschen, um die es geht, zu ewigen Opfern degradieren, ihnen die Würde und die eigene Stimme nehmen.
Dass die humanitären Einsätze Prominenter auch der eigenen Publicity dienen. Dass wir 29,00 Euro im Jahr spenden, aber dafür unsere Smartphones, Marken-T-Shirts und unseren Kaffee nur so billig bekommen, weil dafür Menschen ihre Gesundheit opfern und um einen gerechten Lohn betrogen werden.
Wir spenden, während Millionen Menschen aufgrund der Lebensbedingungen ihre Heimat verlassen, dabei Hunderte von ihnen jährlich an den Grenzen Europas ihr Leben verlieren oder aber hierzulande in die Illegalität gezwungen, ausgegrenzt und ausgebeutet werden. Es gibt keine Lösung für diesen Widerspruch – noch. Es gibt nur die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen.

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